Telemann kam im Jahre 1721 nach Hamburg. In dieser Zeit war das Bild der überaus reichen und wohlhabenden Stadt geprägt von mehreren Besonderheiten, die bis heute sichtbar sind. Da sind zum einen die Fleete, die die ganze Innenstadt durchziehen – zur Zeit Telemanns noch stärker als heute. Hamburg wird daher bis heute gerne mit Venedig verglichen. Da sind zum anderen die mächtigen Befestigungsanlagen, die bis heute in Begriffen wie „Wallanlagen“ oder „Dammtor“ erkennbar sind. Sie ersparten der Stadt die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und hielten 1686 auch einem Angriff dänischer Truppen stand.
Zum dritten standen in der Innenstadt die prächtigen Häuser besonders der begüterten Kaufleute. Einen kleinen Eindruck davon bekommt man heute nur noch in der Deichstraße, wo einige Häuser erhalten geblieben sind. Auf dem Areal des heutigen Rathausmarktes stand das Johanneum. So hieß die im ehemaligen Johanniskloster untergebrachte, 1529 gegründete Lateinschule, in der Telemann seinen Dienstsitz hatte.
Das Hamburg, das Telemann 1721 betrat, zählte etwa 75.000 Einwohner. Sieben Jahre zuvor hatte hier die Pest ein letztes Mal gewütet und etwa 10.000 Menschenleben gefordert.
In den fünf Kirchspielen, die den heutigen fünf Hauptkirchen entsprechen (lediglich die Hauptkirche St. Nikolai ist von dem Ort der Kirchenruine in den Stadtteil Eppendorf gezogen), war die Bürgerschaft organisiert. Die „Oberalten“, die gewählten Gemeindeältesten, bildeten die Spitze des Stadtparlaments. Auch der Bau der Stadtbefestigung, die Verteidigung der Stadt und das Feuerlöschwesen, zu deren Mitarbeit jeder Bürger verpflichtet war, wurde in den Kirchspielen organisiert.
Hamburg hatte es schon frühzeitig verstanden, berühmte Musiker an sich zu binden. So wirkte Thomas Selle ab 1641 als Kantor und Musikdirektor am Dom und Matthias Weckmann ab 1655 als Organist an St. Jacobi. Während des Aufenthalts des Komponisten Johann Theile von 1675 bis 1682 wurde das Hamburger Opernhaus eröffnet, Deutschlands erste bürgerliche Oper. Einer der bis heute großartigsten Orgelbauer, Arp Schnitger, schuf die große Orgel in St. Jacobi. Die Stadt leistete sich außerdem acht städtisch besoldete Ratsmusikanten und verfügte insgesamt über 25 organisierte Musiker. Und nicht zuletzt war der Literat Barthold Hinrich Brockes der Ideengeber für viele musikalische Werke, in denen seine Texte vertont wurden.